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Anna Fasel

 

Tante Anni oder: Spuren einer gemeinsamen Leidenschaft

 

Größe: (70 x 80 cm)

 

A und F, die Buchstaben, die im Quilt erkennbar sind, waren die Initialen meiner ältesten Tante und auch die meines Mädchennamens. Wir sind beide in derselben Stadt geboren, was ich erst im Erwachsenenalter erfuhr. Das Taufkleid, in dem seit 4 Generationen die Kinder unserer Familie getauft werden, war zunächst ihr Taufkleid, 50 Jahre später auch das meine.

 

Anlässlich der Ausstellung „Spurensuche“ fragte ich mich, ob es weitere Gemeinsamkeiten und Spuren dieser Tante gibt. Aus ihrer Kindheit gibt es wenige Fotos und eine nostalgisch anmutende Glückwunschkarte, die sie 1916 an ihre Großmutter schrieb. Meine älteste Tante war Damenschneiderin. Für eine Frau ihrer Generation, 1905 als Älteste von 8 Geschwistern geboren, war es vermutlich ungewöhnlich einen Beruf zu erlernen und einen Meistertitel zu erwerben. Ein paar von meiner Tante für die Meisterprüfung handgefertigte Knöpfe, einen handgenähten Ärmel mit Manschette aus Organza, Perlenarbeiten und ein weiteres Musterstück, an dem verschiedene Oberflächenbearbeitungen und Nähtechniken zu sehen sind, sind aus ihrem Berufsleben erhalten.

 

Zu meiner Erstkommunion nähte meine Tante mir das weiße Kleid und ich erinnere mich an viele Stunden, die ich in ihrer Werkstatt verbrachte, wo ich Stoffstücke aus Stoffmusterbüchern zu neuen Mustern zusammenlegte. Um diesen wenigen Spuren einen angemessenen Rahmen zu geben, habe ich sie nun in einem Spuren-Quilt verarbeitet. Stoffmusterbuch, Leinen, weißer Stoff, die Nähproben und die Knöpfe aus der Meisterprüfung sind nun hoffentlich gut aufgehoben und zeigen auch meinen Kindern, dass unsere Leidenschaften in anderen Menschen Spuren hinterlassen können.


© Mai 2009  Angelika Henrichs, Garching